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|Worklife| Was machst du eigentlich genau? Meine Erfahrung als Freelancer

März 6, 2017

Meinen ersten Nebenjob hatte ich mit 15, mit 17 Jahren habe ich angefangen für Tageszeitungen zu schreiben und seitdem eigentlich fast jedes Wochenende gearbeitet. Neben der Schule, neben dem Studium, neben zahlreichen Praktika und neben der Gründung meines Blogs. Durch einen glücklichen Zufall habe ich relativ früh eine Ahnung davon bekommen, womit ich irgendwann mal, als erwachsene Frau, mein Geld verdienen möchte und das war ein ziemlich großes Glück.
Im Laufe der Jahre sind immer mehr Kontakte enstanden, Aufträge von Online-Magazinen, und Printpublikationen, aber auch von Werbeagenturen und Beauty- und Lifestylefirmen landeten in meinem Postfach und meine Verzahnung mit der Welt des On- und Offline-Journalismus wurde größer. Eigentlich, wenn ich jetzt darüber nachdenke, waren Schule und Studium immer nur Beiwerk für mich. Nützliches Beiwerk, ohne Frage, aber meine Gedanken sind immer um meine Texte und neue Beiträge für meinen Blog gekreist. Für mich war es also eine natürliche Entwicklung als Freelancer weiterzuleben.
Meine Eltern haben mir Kraft und Wissen für den Weg in die Selbstständigkeit gegeben, meine Vorhaben unterstützt und mir nie mit Fragen und Bedenken bezüglich einer krisenfesten Zukunft in den Ohren gelegen. Mein Arbeitsmotto „Tue was du liebst, sei fleißig und loyal, plane strategisch und bilde dich stets fort“ konnte ich im letzten Jahr verfolgen.
Damit meine ich nicht, dass es leicht ist für sich selbst zu arbeiten, dass der Kampf um Aufträge nicht hart ist oder ich keine Zukunftsängste kenne, aber dass ich viele positive Erfahrungen als Freelancer gesammelt habe. Trotz gesellschaftlicher Skepsis.

„Tue was du liebst, sei fleißig und loyal, plane strategisch und bilde dich stets fort.“

Was machst du eigentlich genau?

Das wohl größte Laster eines Freelancers mit diffusem Berufsbild, sind ständige Nachfragen zu seinem beruflichen Status. Während ich 2016 eigentlich damit beschäftigt war meine eigenen Fragen an das Leben zu klären, wurde ich bei diesem Prozess immer wieder von den Fragen anderer unterbrochen. Schreibst du nur für eine Zeitung? Wie kommst du an Aufträge? Führst du Interviews persönlich oder am Telefon? Verdienst du mit deinem Blog Geld? Fotografierst du professionell? Entwickelst du Social-Media-Strategien? Kriegst du Urlaubsgeld? Kannst du davon leben?
Ich erkläre dann, dass ich viele Dinge gleichzeitig mache und die einzelnen Kuchenstücke am Ende des Monats eine bunte Torte ergeben, von der ich mich im folgenden Monat ernähre, von der ich lebe. Stimmt, manchmal ist die Torte klein und manchmal groß. Sie wird jeden Monat nach einem anderen Rezept gebacken. Unsicherheit und stetige Veränderung macht das Leben in Selbstständigkeit aus.
Jeden Montag schreibe ich eine lange Liste, die mir einen Überblick über meine Woche und meine Aufgaben gibt. Ich trage Deadlines in meinen Kalender ein, erstelle einen Redaktionsplan für meinen Blog und sitze mindestens acht Stunden pro Tag am Schreibtisch. Das alles unterscheidet mich nicht von den Frauen und Männern, die fest angestellt sind. Natürlich muss ich mich nicht mit nervigen Kollegen rumplagen oder Rechenschaft ablegen, wenn ich doch mal vormittags zum Friseur oder zum Arzt gehe. Jedes Arbeitsverhältnis hat seine Vor- und Nachteile.
Wichtig ist, dass ich mich nicht auf eine Tätigkeit beschränken lasse. Ich lebe von Vielfalt und Abwechslung. Das ist mein momentanes Konzept. Das hat nichts mit Orientierungslosigkeit zutun, sondern ist die Realisierung meiner Fähigkeiten und Interessen.

Freelancer verunsichern

Menschen lieben Sicherheit. Wir mögen es, wenn wir unser Gegenüber schnell einschätzen können, wenn wir wissen ob er viel oder wenig verdient, ob er im beruflichen Sinne wichtig oder unwichtig ist. Bei Freelancern weiss niemand so genau, wie viel sie eigentlich verdienen, wie ihr Leben funktioniert oder wer sich, ganz profan, um ihre Buchhaltung kümmert. Diese Unsicherheit produziert die oben genannten Fragen, macht Menschen skeptisch und neugierig.
Aus meiner Perspektive wirft Selbstständigkeit aber nicht nur Fragen nach außen, sondern auch nach innen. Ich bin mein größter Kritiker und wahrscheinlich auch der wichtigste. Ich erarbeite mir, Schritt für Schritt, berufliche Perspektiven. Ich befinde mich in einer stetige Entwicklung, die sich spontan und unerwartet ausprägen kann und die für mich ein wichtiger Teil meines jungen Erwachsenenseins darstellt. Selbstständiges Arbeiten ist eine bewusste Wahl und kein Schicksal.

Endstation Freelancer?

Bildung war mir immer wichtig. Nicht im klassischen Sinne in Form von Doktortiteln oder offiziell beglaubigten Zeugnissen, sondern in Form von Interesse, Wissensdurst und dem Drang seinen Geist mit neuen Erkenntnissen zu füttern. Ich freue mich darauf mich fortzubilden, ein passendes Volontariat für mich zu finden, mich mit einer anderen, neuen Idee selbstständig zu machen oder meine jetzige Tätigkeit auszubauen und vielleicht irgendwann Menschen zu beschäftigen, die mir bei meiner Arbeit helfen. Die Entscheidung freiberuflich zu arbeiten ist nicht zwingend eine Endstation, sondern vielleicht der Weg zum Ziel, die Erfüllung beruflicher Träume, die Realisierung eines Lebens im eigenen Rhythmus oder eine Form des Selbststudiums.

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5 Comments

  • Reply Liesa März 7, 2017 at 5:57 am

    Wie positiv und liebevoll du deine Arbeitssituation beschreibst…Da merkt man, dass du das Richtige gefunden hast. Ich befinde mich da immer noch im Suchprozess (auch, wenn ich momentan eine feste Arbeitsstelle habe) Die Selbstständigkeit war auch immer eine Option, aber ich habe mich von den „Risiken“ immer abschrecken lassen, obwohl ich den Gedanken toll finde, dass man bei allem, was man tut, 100% dahinter steht. Mal schauen 😉
    Lg, Liesa

  • Reply Valeria März 7, 2017 at 7:38 am

    Sehr informativer Post! Ich werde ab nächstem Jahr auch mein Fashion Journalismus Studium in London antreten, bin mir aber noch nicht sicher wo mein Weg mich nach dem Studium hinführen wird. Deshalb fand ich den Post umso interessanter, danke dafür!:)

    Liebe Grüsse,
    Valeria

    http://www.perfectblvck.blogspot.com

  • Reply Ari März 9, 2017 at 8:03 am

    Ich weiß genau, wa du meinst, wenn du sagst, dass Schule und Studium „nur“ Beiwerk waren. Ich habe auch viel neben dem Studium an meinem Blog gearbeitet und wusste, dass ich irgendwas in Richtung PR und Journalismus machen möchte. Zum GLück ist mein Arbeitsgeber durch meinen Blog auf mich aufmerksam geworden und ich habe jetzt eine tolle Teilzeitstelle neben dem Blog 🙂
    Ich wünsche dir weiterhin alles gute als Freelancerin <3
    Liebe Grüße
    Ari

  • Reply Tina März 10, 2017 at 10:01 am

    Ein toller Post und ich kann mir vorstellen, mit wievielen Fragen du tagtäglich gelöchert wirst als „exotischer FVreelancer“ 🙂 Allein als Bloggerin bekomme ich immer schon sehr viele Fragen und muss für Außenstehende genau erklären was ich tue (denn nein, nur Instagram Fotos knipsen beinhaltet ja nicht der Job als Bloggerin lol).
    Du hast wirklich eine super-sympatische Schreibe und ich bin schon gespannt, welche Projekte als Nächstes bei dir anstehen oder wo dein Weg einmal hingehen wird 🙂

    xxx und ein wunderbares Wochenende ♥

    Tina

    http://www.styleappetite.com

  • Reply Maya März 12, 2017 at 4:09 pm

    Echt toller Beitrag!
    Finde das Thema sehr interessant und unterstütze in mehreren Dingen deine Ansichten 🙂

    Alles Liebe, Maya

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