Leben on my mind

|on my mind| Inkonsequenz und Ich

Mai 1, 2017

Inkonsequenz kann etwas sehr schönes sein. Inkonsequente Menschen überraschen sich und ihr Umfeld, hören meistens auf ihr Herz und lassen sich nicht von selbst aufgestellten Regeln einengen. Diese Vorzüge habe ich mein Leben lang sehr genossen. Inkonsequenz hat schon immer zu mir gehört. Das fing in der Kindheit mit dem Austesten vieler, vieler Sportarten an und intensivierte sich in meiner Jugend. Damals habe ich erst ausschließlich weite Jeans und Kappen und wenige Jahre später nur Kleider und sehr weibliche Kleidung getragen. Meinen Stil habe ich mittlerweile gefunden, aber inkonsequentes Verhalten mir gegenüber ist immer noch ein großer Teil von mir. Wenn ich meiner besten Freundin erzähle, dass ich jetzt wirklich anfangen möchte gesünder zu leben, kann ich mir in der nächsten Minute einen Cosmopolitan bestellen und eine Reservezigarette aus meiner Handtasche kramen. Dieses sprunghafte Verhalten ist so viel Teil von mir, dass solche schnellen Umbrüche niemanden mehr verwundern. Witzig ist, dass selbst die Inkonsequenz an mir inkonsequent ist, denn sie breitet sich nicht ganz auf meine Persönlichkeit aus. Vieles an mir ist ziemlich gleichbleibend. Meine Wertvorstellungen, mein Verständnis von Liebe und Familie, meine politischen Sichtweisen und mein Humor zum Beispiel sind sehr konsequent und Dinge, die ich wenig bis kaum verändere und denen ich immer treu bleibe. Wenn es um die konkrete Ausgestaltung meines Alltages, meine Zukunftspläne oder meine Ernährung geht, bin ich allerdings mehr als unstetig. Ich schwanke zwischen fleißig, zielstrebig, gesund und dauermüde, risikofreudig und ungesund.
Den Spitznamen „Fräulein Wankelmut“ habe ich mir also nicht ohne Grund eingehandelt und obwohl ich viele Aspekte meiner Inkonsequenz liebe, will ich den Mai dafür nutzen etwas gleichmäßiger zu leben, denn Inkonsequenz ist anstrengend. Besonders für die eigene Selbstwahrnehmung, denn sich jeden Morgen auf neue Pläne und Gedanken einzustellen raubt Kraft.

Fräulein Wankelmut und ihre Ziele

Als ich letzten Freitag mit meiner BFF in unserer Stammbar mitten in Wuppertal saß, klagte ich ihr mein Leid. Klar, mein Kampf mit mir selbst ist meistens unterhaltsam, selbst für mich, aber irgendwann muss man versuchen anstrengende Charaktereigenschaften zu überwinden. Im Mai will ich versuchen meine Essverhalten konsequent auf die gesunde Schiene zu lenken und meine Vorliebe für Fertigkram ad acta legen. Außerdem muss ich es endlich schaffen dann aufzustehen, wenn der Wecker klingelt – mit diesem Problem kämpfe ich seit meiner Schulzeit, obwohl ich mir jeden Abend vornehme, morgen brav nach dem ersten Klingeln aufzustehen. Alle anderen Pläne die Inkonsequenz zu stürzen, sind nichtige Kleinigkeiten. Zum Beispiel wollte ich mir immer schon angewöhnen, meinen Schlüssel immer an die gleiche Stelle zu legen oder Arbeit nicht immer in der letzten Sekunde zu erledigen. Dafür soll der Mai da sein. Um etwas konsequenter mit mir selbst zu werden. Falls ihr Tipps für die Überlistung alter Marotten habt, immer her damit!

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5 Comments

  • Reply Katha Mai 1, 2017 at 9:30 pm

    Reservezigarette – großartig! Ich finde diesen Kampf mit sich selbst mittlerweile normal bis anregend. Toll, wie schön Du das zusammengefasst hast. Und apropos toll: Es ist so klasse, wie regelmäßig Du in letzter Zeit neue Beiträge verfasst. Ich liebe die on my mind-Serie. Und wenn ich mir was wünschen darf: Noch ein Get-ready mit Dir! Ich sehe Dir ein bisschen ähnlich und gucke mir das eeeeein oder aaaaaandere ab. So, schönen Abend!

    • Reply Flora Mai 1, 2017 at 9:40 pm

      Liebe Katha,

      danke danke für diesen wunderbaren Kommentar. Und ok, ein Get Ready sollst du bekommen. Ist notiert 🙂

      Gute Nacht <3

  • Reply Siska Mai 2, 2017 at 7:51 am

    Liebe Flora,

    ich habe mich in dem Text gerade wiedererkannt – besonders an der Stelle mit dem Aufstehen haha! Und Deadlines wurden glaube ich wegen mir erfunden, ich kann unter Zeitdruck einfach so viel besser arbeiten, auch wenn es mir jedes Mal den letzten Nerv raubt. Ich frage mich manchmal, ob es nicht gesünder wäre, seine kleinen Marotten einfach hinzunehmen und „effektiv“ mit ihnen zu arbeiten. Aber jetzt hast Du mich angefuchst und ich begleite Dich bei Deinem Vorhaben – mal sehen, ob wir durchhalten.

    • Reply Flora Mai 2, 2017 at 8:18 am

      Oh, du hast so recht, Siska! Ich schwanke auch immer zwischen „deal with it“ und Änderungswut – Inkonsequent halt. Aber ja, lass mal zusammen durchhalten <3

  • Reply Owli. Mai 2, 2017 at 3:32 pm

    was mir beim durchziehen von sachen am besten hilft ist folgendes:
    ich sage mir immer und immer wieder bei sachen auf die ich heute keine lust habe, oder wo ich denke „nääää, kannste auch morgen machen“ oder was auch immer („wieso heute gesund essen? geht doch morgen auch noch…“):
    für alles was ich heute mache, wird sich mein zukunfts-ich sehr bedanken und sich darüber sehr freuen.

    das hilft mir wirklich sehr. es hilft mir auch veränderungen als kleine schritte wahrzunehmen und nicht als diesen großen anfang und das große ende. jede kleinigkeit jeden tag bringt mich immer ein stück weiter.

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