Leben Literatur

Meine Leseliste für die schönste Jahreszeit

Juni 6, 2016

Es ist höchste Zeit euch meine Leseliste für die kommenden Monate vorzustellen. Die Bücher, die mich in heiße Großstädte, ins Flugzeug, ans Meer, in den Garten und das Bett begleiten werden, stehen fest. Natürlich, das ist nicht ausgeschlossen, werden immer wieder neue Titel auf meine Liste kommen, aber diese sechs Schmöker will ich auf jeden Fall verschlingen, in mir aufnehmen, von ihnen lernen, wegen und mit ihnen lachen und weinen. Lesen ist toll und im Sommer unter freiem Himmel doppelt so schön. Wenige von den folgenden Büchern habe ich bereits gelesen, die meisten warten auf mich und wurden von mir mit viel Liebe und Herz für den Sommer ausgesucht, recherchiert und angelesen.
Obwohl ich mich gerne schwerer, anspruchsvoller Literatur stelle und in der Vergangenheit am meisten von Autoren, wie Capote, Harper Lee, Hemingway oder Stefan Zweig gelernt habe, schleppe ich auch gerne Unterhaltungsliteratur mit mir herum, die man Seite für Seite – wie im Rausch – genießen kann. Bücher, wie „Und dann saß Audrey Hepburn auf meiner Couch“ verbreiten Lebensfreude, liegen nicht schwer im Magen und geben dem sensiblen weiblichen Ich viel Platz zur freien Entfaltung. Ich freue mich wie verrückt auf den Roman, der meine Ikone Audrey auf die Couch von Libby Lomax zaubert. Die Protagonistin plant, genau wie ich es so oft tue, einen Frühstück-bei-Tiffany-Marathon nach einem entmutigenden Tag und ist wenige Minuten später in Gesellschaft der wohl schönsten Schauspielerin des letzten Jahrhunderts. Libby erfährt ihre geheimen Tricks, erntet reichlich Tipps und wird von Audrey durch ihren harten Alltag als Nachwuchsschauspielerin begleitet. Wer in eine leichtfüßige Welt zwischen Regie, großen Sonnenbrillen und Givenchy abtauchen möchte, hat an dieser Urlaubslektüre sicherlich sehr viel Spaß. Ich werde das Buch, daran gibt es keinen Zweifel, mit Sonnenmilch und Flipflops in meine Strandtasche werfen.
Die Stories „Was ich sonst noch verpasst habe“ von Lucia Berlin sind mir heute, als ich nach einem Geburtstagsgeschenk für meine Mutter stöberte, ganz zufällig ins Auge gefallen. Eigentlich selbstverständlich, dass ich den Sammelband der Autorin kaufe, die Carson McCullers, William Faulkner und Raymond Carver das Wasser reichen kann. Sie schreibt rau von Frauen, die mit Alkoholsucht, Armut und Reichtum, Enttäuschungen, Liebe und Einsamkeit zu kämpfen haben. Berlins Sprache ist schnörkellos ehrlich und trifft genau den Stil, den ich so sehr schätze und der für mich das literarische Amerika der Fünfziger und Sechziger repräsentiert. Heute habe ich die erste Geschichte „Sterne und Heilige“, quasi noch im Buchladen, verschlungen und das Buch beschwingt zugeschlagen, voller Freude auf die nächsten Stories, von denen wir so viel lernen können. Ein stilistisches Meisterwerk, da bin ich mir jetzt schon sicher.
Ebenso schwermütig ist „Cocktails“ von Pamela Moore. Dieses Buch habe ich bereits im Herbst gekauft, aber leider erst bis zur Hälfte gelesen. Diesen Sommer werde ich nutzen, um die zweite Hälfte des weiblichen und kalifornischen Pendants zu J.D. Salingers „Fänger im Roggen“ zu lesen und auch hier in eine Welt voller Zweifel, Träume, dunklen Bars und der Suche nach Halt abzutauchen.

„Wir werden Champagner zum Frühstück trinken, und ich verspreche dir, es wird ein grandioser Sommer.“

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Von Amerika geht es mit Némirovsky und „Pariser Symphonie“ in die 1920er Jahre der französischen Hauptstadt. Obwohl ich in diesem Buch bisher nicht gelesen habe, bin ich nahezu überzeugt von seiner Qualität, denn es geht um die große Liebe und die Geister der Vergangenheit verpackt in einer psychologischen Studie über eine Ehe und Freundschaft. Und wenn ich eins an Autoren liebe, dann ist es eine scharfe Beobachtungsgabe für ihre Mitmenschen und das Umfeld, in dem sie sich bewegen – genau das hoffe ich in dem nostalgischen Roman zu finden.
In meinem liebsten Jahrzehnt, den 1950er Jahren, bewegt sich „Ein verhängnisvoller Sommer“. Ein Roman, der gesellschaftliche und strukturelle Unterschiede zum Thema macht, aufeinanderprallen lässt und damit stark an Harper Lees „Wer die Nachtigall stört“ erinnert – und da habe ich absolut nichts gegen. Außerdem bin ich immer für Bücher zu haben, die die Ehrlichkeit und Wahrhaftigkeit einer Liebesbeziehung zum Gegenstand der Handlung machen und den Liebenden auf den oft so sensiblen Zahn fühlen. Das leichte Taschenbuch wandert mit in die Strandtasche.
An sechster Stelle, absolut unverdient, steht die Janosch Biografie von Angela Bajorek, die ich in den letzten Wochen mit so viel Herz und Gefühl gelesen habe, wie schon lange nichts mehr. Janosch gehörte zu meiner Kindheit und hat mich mit seiner Literatur für Erwachsene durch meine Schul- und Studienzeit begleitet. Er ist Maler, Autor und mein Herzensmensch des Monats, denn die Biografie hat nahezu kein Detail aus seinem Leben ausgelassen, erzählt von seiner oft grausamen Kindheit, seinem Leben auf Teneriffa und seiner Einstellung zum Leben. Er ist, das liebe ich am meisten, bescheiden und aufrichtig. Kein Mann großer Worte, aber dafür umso klüger und friedlicher. Dass er all den Trubel um seine Persönlichkeit ablehnt, macht ihn noch sympathischer und es war mir eine unheimlich große Freude die Geschichten und Beweggründe hinter seinen Figuren kennenzulernen. Janosch hat für viele Kinder eine Welt geschaffen, in der Freundschaft, Güte und Glückseligkeit regiert und Erwachsene oder Menschen, die nach Macht streben und unachtsam mit ihren Mitmenschen umgehen, untergehen. Seine persönliche Hölle hat er umgedreht und dafür genutzt Kinderliteratur zu schreiben, die ein Zufluchtsort für tausende ist. Das Gespräch am Ende des Buches habe ich in wenigen Stunden durchgelesen und hätte ihm am Ende zum Dank gerne einen Apfelkuchen gebacken.

„Ich hatte es nicht aufgegeben, Maler sein zu wollen – hauptsächlich, um Mädels zu kriegen.“

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Meine Leseliste

1. „Und dann saß Audrey Hepburn auf meiner Couch“ von Lucy Holliday, Egmont Verlag*
2. „Was ich sonst noch verpasst habe“ von Lucia Berlin, Arche Verlag
3. „Cocktails“ von Pamela Moore, Piper
4. „Pariser Symphonie“ von Irène Némirovsky, Manesse*
5. „Ein verhängnisvoller Sommer“ von Stuart Nadler, KiWi Verlag
6. „Wer fast nichts braucht, hat alles“ Janosch Biografie von Angela Bajorek, Ullstein*

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2 Comments

  • Reply Bina Juni 7, 2016 at 8:44 pm

    Toller Post! Ich habe mein letztes Buch fast ausgelesen und bin jetzt wieder auf der Suche nach was neuem – da kommt dein Beitrag gerade recht!
    Liebst, Bina
    stryleTZ

  • Reply Valeria Juni 8, 2016 at 12:36 pm

    Danke für die tollen Tipps, ich werde mir die Bücher sicher mal anschauen (v.a. „Und dann sass Audrey Hepburn auf meiner Couch“)!
    Ich habe mir vorgenommen die Fortsetzung von „To Kill a Mockingbird“ von Harper Lee zu lesen, vielleicht interessiert es dich ja auch, da du sie ebenfalls genannt hast:)

    Liebe Grüsse,
    Valeria! (www.perfectblvck.blogspot.lu)

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