Literatur Rezension

Rezension: Pink Hotel!

September 14, 2013

Anna Stothards „Pink Hotel“ habe ich in vier Tagen ausgelesen. Ich habe es verschlungen und nur selten aus der Hand gelegt, von A nach B getragen, um jeder Zeit ein paar Seiten in dem Roman lesen zu können. Die Geschichte von einem 17 jährigen Mädchen, das auf den Spuren seiner Mutter ist, hat mich in ihren Bann gezogen.
Als die Ich-Erzählerin von dem Tod ihrer Mutter Lily erfährt, die sie zum letzten Mal in dem Alter von drei Jahren gesehen hat, klaut sie ihrer Stiefmutter die Kreditkarte und fliegt von London nach Los Angeles. In dem Hotel ihrer Mutter, dem „Pink Hotel“, angekommen findet dort gerade die Totenwache statt. Das Hotel ist voll von Junkies. Sie tanzen benommen durch die Räume, streiten sich und verlieben sich im Rausch neu. Die Protagonistin schleicht in die privaten Räume ihrer Mutter, bewundert die Armee roter Lippenstifte, die aufreizende Wäsche, die hohen Schuhe und die vielen Bücher, Zigaretten, Drogen. Spontan packt sie einen roten Koffer, klaut persönliche Dinge ihrer Mutter und verlässt die makabere Totenwache. An der Küste Los Angeles trifft sie David, einen groß gewachsenen Fotografen, der ebenfalls auf Lilys Totenwache war. Sie unterhalten sich gut, aber ihre Wege trennen sich schnell wieder. In dem Koffer ihrer Mutter findet die junge Frau Liebesbriefe, Karten von Los Angeles und alte Fotos, die ihre Mutter auf Motorrädern, Laufstegen und in Armen zahlreicher Männer zeigen. Sie geht Lilys wildem Leben auf die Spur und taucht in eine erschreckende, wilde Szene ein, aus der sie mit der großen Liebe ihres Leben wieder auftaucht.
Neben der spannenden Handlung, sind die Charaktere insbesondere die Protagonistin, das Herzstück des Romans. Die englische Autorin zeichnet mit der jungen Frau ein Bild eines selbstzerstörerischen Menschens, der auf den Spuren seiner Mutter immer mehr zu sich selbst findet. Die Ich-Erzählerin nimmt den Leser mit in ihre kaputten Gedanken, ihre Angst für immer unsichtbar zu bleiben und nie wahrhaftig und bedingungslos geliebt zu werden. Durch ihre Augen lernt man den Untergrund von Los Angeles und Venice Beach, die traurigen Geschichten der Menschen, die ihr auf ihrer Reise über den Weg laufen kennen. Anna Stothard schreibt ruhig, gelassen, präzise – es war eine große Freude ihren Roman zu lesen. 

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